Ein Blogpost über das Bloggen

Das Märchen vom täglichen bloggen, es ist und bleibt in den meisten Fällen ein Märchen. Sicherlich, es gibt sie, diejenigen, denen jeden Tag etwas auffällt, diejenigen, die stets etwas neues interessantes finden. Gedankenexobitionismus, Selbstdarstellungsdrang oder einfach nur das Bedürfnis die Welt zu informieren. Schreiben über die Katze, politische Tagesinhalte, oder Spielberichte nach jedem Punktspiel der Lieblingsmannschaft.

Ich postete gestern zwei Texte, beide sind Ausdruck meiner Gedanken zu bestimmten Themen gewesen, beide ohne externe Links (das Video kann man bei mir auf dem Blog sehen, daher bezeichne ich es jetzt mal nicht als „extern“) und beide sind entspannt formuliert. Beides sind Texte, die zum Nachdenken anregen sollen, die, in meinen Augen, die Gesellschaft, meine Leser, nicht nur die Stammleser, etwas angehen.

Ich habe dieses mal, mehr als ich es gewohnt bin, auf Besucher/Leser und Verbreitung meiner Posts geachtet.

Vorweg möchte anmerken, ich habe auf Twitter ca. 774 Follower, auf Facebook etwa 160 „Freunde“ und bin bei Google+ in den den Kreisen von annähernd 150 Menschen. Das sich einige doppeln brauch ich sicher nicht erwähnen, das kennt jeder.

Ich bin vor kurzem gefragt worden, wie ich zu Konsumenten, zu Lesern meines Blogs komme. Den Bloggern unter euch brauche ich dies nicht weiter erläutern, den anderen sei gesagt:

Es dauert seine Zeit bis sich ein Blog eine Stammleserschaft erpostet hat. Als ich vor etwa 3 – 3,5 Jahren mit dem Bloggen begann hatte ich kaum Textstruktur (manche sprechen mir das heute noch ab), miserablen Satzbau und pro Post eigentlich nur meine Freunde als Blogbesucher. Durch Suchmaschinen landen immer mal wieder einige Menschen auf einem Blog, manchmal schreckt der Blogname natürlich auch ab. „kuschelpunker.wordpress.com“ ist da nicht so klasse, wie z.B. „strickenfürmutti.wordpress.com“. Eine eindeutige Namensgebung im Link erleichtert das Suchen für den Internetuser. Nichts desto trotz muss erstmal mit dem Schreiben, dem Fotografieren, oder dem Aufnehmen von Podcasts begonnen werden. Hemmungen sind an der Stelle fehl am Platze. Ein Blog darf gerne auch Emotionen transportieren, je emotionaler um so besser. Zeigt der Blogger das er mit Herz und Seele dabei ist, der Leser wird es merken, er wird es sich merken und gerne wiederkommen.

Schaue ich mir meine Zahlen mal an, ich kann mich nicht beklagen. Ich betreibe einen Blog, der kostenfrei ist (Internetkosten mal ausgenommen), mir genug Speicherplatz für Text und Dateien gibt, werbefrei ist und bleiben kann, da es kein Zusatzgeschäft für mich ist. Sicherlich haben sehr viele Hobbyblogs mehr Besucher über die Zeit an sich binden können, doch ist das wirklich so wichtig? Mein Blog wächst, nach inzwischen 256 Posts habe ich fast 30.ooo Besucher gehabt. Ich bin stolz, so kann und sollte man das ruhig sagen dürfen. Ich habe mich entwickelt und mit mir der Blog. Der Blog hat bei Google 22 Abonnenten, 21 direkt von anderen wordpress.com Blogs und…nun zum eigentlichen zurück…

Ich erlebe es immer wieder gerne, es gibt sie, die Menschen, die mich selbst nicht mal entfernt kennen, die meinen Blog gerne lesen. Egal wie oft, wie selten, über was ich blogge, sie lesen. 774 Follower auf Twitter, nach 2 Jahren eine annehmbare Anzahl von größtenteils Unbekannten. Einfach mal was schreiben und es ins Netz stellen kann man machen, ratsam ist es für Userhuren(Blogger, die auf User angewiesen sind, oder glauben es sein zu müssen) nicht. Jede Twittertimeline (TL) hat ihre „Hauptgeschäftszeit“, die Zeit in der die Follower genug Zeit haben sich Texte von 2 Sätzen und mehr durch zu lesen. Bei meiner TL ist es am Abend zwischen ca 19 – 21 Uhr, Ablenkung durch das TV-Programm nicht mit eingerechnet. Gestern postete ich zu diesen Uhrzeiten und, was soll ich sagen, ich hatte Pech. Gerade einmal 8 Besucher, die von Twitter kamen. Ist das schlimm, wirft mich das aus der Bahn, höre ich auf zu bloggen? NEIN! – So etwas passiert, ist nicht wichtig. Follower denen die Artikel diesmal entgangen sind bemerken sie vielleicht bei ihrem nächsten Besuch auf meiner Internetpräsenz. Es ist als hätte man Twitter nicht, es fühlt sich an als kämen die wenigen Menschen allein durch Suchmaschinen zu mir. Andererseits freut man sich selbstverständlich, postet man einen Beitrag über den Lieblingsverein und Gleichgesinnte lesen und verbreiten die geleistete Arbeit. So kommt es das bei mir Beiträge über Fußball in der Regel überproportional hoch frequentiert sind. Unter anderem kann es daran liegen, ich bin auf einigen Seiten als Sportblog geführt, kenne viele Menschen aus dem Kreis und poste entsprechend (Uhrzeit, Ort). Dennoch lasse ich mich dadurch nicht manipulieren, ich schreibe weiterhin was und wann ich es mag.

Schreiben was ich mag?

Ja, einfach drauf los tippen. Das Beginnen ist das schwierigste, Thema finden, sich überlegen was man eigentlich sagen möchte usw. … schließlich möchte man selbst mit seiner Arbeit zufrieden sein und man muss auch hinter ihr stehen können. Es kommt durchaus vor, ein Artikel findet viel Resonanz, gefällt aber nur wenigen und die tun dies in den Kommentaren kund (man kann die Funktion auch abschalten, aber dann geht die Kommunikation mit den Lesern verloren), dann gilt es kühlen Kopf zu bewahren und sich der Diskussion zu stellen. „Verliert“ der Blogger mal eine Diskussion sollte er dazu stehen, sich jedoch nicht unterkriegen lassen. Es gibt viele Menschen auf der Welt und nicht alle sind einer Meinung. Erkennt man dies erstmal auch als Blogger, schreibt es sich wesentlich entspannter und befreiter. Nur weil jemand dich gerne liest muss er nicht immer mit dir einer Meinung sein, das ist einfach Fakt!

Es braucht alles, ich schrieb es bereits, seine Zeit. Jeder Blogger wird das bestätigen, jeder Autor wird mir zustimmen. Wir begannen alle klein, ich bin es immer noch und ich bin es gerne. Im Social Web finden Menschen zueinander, Menschen mit ähnlichen Interessen, mit ähnlichen Gesinnungen, Neigungen und Fähigkeiten. Wie im Alltag passiert dies aber nicht mit einem Fingerschnippen.

Lieber Neublogger,

habe den Mut dich aus zu leben, mache weiter, auch wenn du in der ersten Woche vielleicht nur 5 Leser hast. Lass dich nicht beirren, bleib aber immer du, Fakes entlarvt man schnell, auch beim Bloggen. Stehe zu dem was du tust und tue es mit Herzblut!

Liebe Altblogger,

macht weiter so. Verbreitet eure Meinung unabhängig, offen und direkt. Kein Redakteur macht euch Vorschriften, ihr habt den Vorsprung gegenüber der Presse, spielt ihn aus. Legt offen was offen, was eurer Meinung nach offen gelegt werden muss, teilt dem Web eure neue Bastelidee mit, oder lasst uns an eurem Leben im Allgemeinen teilhaben. Ihr macht das Social Web, nicht die Politik, nicht der Infostand um die Ecke. Sorgt ihr dafür das die Menschen davon erfahren!

Hochachtungsvoll

(und nicht zur „Hauptgeschäftszeit“ postend)

Euer Kuschelpunker

7 Responses to Ein Blogpost über das Bloggen

  1. Bachsau says:

    Meistens isses ja eher so, dass mir zwar was einfällt, aber zur Fertigstellung des Artikels dann doch noch irgendwas fehlt. Oder ich will zu einem aktuellen Ereignis bloggen, und das ist rum, bevor der Beitrag zu fertig ist. Also entweder bin ich zu faul oder zu anspruchsvoll. Jedenfalls stapeln sich in meiner Datenbank die Entwürfe. 😦

    • Die Problematik ist wohl nicht nur mir bekannt, ich kann da beruhigen, so etwas kommt leider immer wieder vor. Die Ansprüche sollten aber schon so hoch sein, denn man sollte sich ja nicht für seinen Post schämen müssen, bzw. sollte sich den durchlesen können ohne stets und ständig alles umschreiben zu wollen. Einfach weitermachen solange man Spaß daran hat … und mal ehrlich, Spaß ist doch das wichtigste am Bloggen, oder?

  2. musicmatze says:

    Hallo kuschelpunker,

    ich habe schon länger deinen Blog per E-Mail Notification im Blick und heute habe ich das erste mal einen Artikel ganz gelesen. Warum? Weil ich einen Blog mit fast gleichem Titel, zumindest mit einem Titel der auf das gleiche Thema schließen lässt, verfasst habe (http://musicmatze.wordpress.com/2012/08/21/blog-uber-den-blog/).

    • musicmatze says:

      Ich habe irgendwie aus versehen auf „Antwort“ gedrückt, das war nicht meine Absicht. Ich wollte noch mehr dazu schreiben, zu meinem Kommentar. Zum Beispiel, dass ich es ziemlich gut find, dass du inzwischen schon 30.000 Klicks hast, da muss ich noch ein Weilchen warten auf die Zahl, bei mir waren es letztens 4.000! Wie du über 700 Follower auf Twitter anhäufen konntest, ist mir allerdings noch schleierhafter. Dafür ist mein google+account praller gefüllt, ich bin in 290 Kreisen anderer. Was mich allerdings dann richtig neidisch macht, ist der Satz „Gerade einmal 8 Besucher, die von Twitter kamen.“ – ich bin froh wenn ich 8 Besucher an einem Tag habe – nunja, nicht ganz, aber fast.
      Das mit den – wie du sie nennst – „Userhuren“ kenne ich allerdings auch. Ich habe bis jetzt zwar nur lächerliche 9 Kommentare bekommen, davon ist aber eines schon im Spam gelandet, weil derjenige auf seinen eigenen (Werbe-)Blog aufmerksam machen wollte. Und sowas hasse ich. Wenn es wenigstens unterschwellig wäre und man sich sein Kommentar erst zweimal durchlesen müsste, um zu bemerken, dass es eigentlich nur Werbung ist… aber okay, zurück zum Thema!

      Was ich sehr toll finde ist, dass du auch sagst, dass du einfach drauf los schreibst! Ich habe bei meinem Blog immer das Gefühl, dass er zu breit gefächert ist. Ich beschäftige mich Beruflich und Privat sehr stark mit IT-Kram, weswegen davon einiges zu finden ist. Trotzdem habe ich noch andere Interessen, wie Musik, ein bisschen Philosophieren tu ich auch immer mal wieder, Gedichte schreiben, Kochen ist auch so eine Sache. Und deswegen habe ich immer Angst, dass mich niemand ließt, bzw. viele einfach nur langweilig finden, weil eben so viel verschiedenes Zeug in meinem Blog Platz findet. Das alles habe ich auch in einem eigenen Blog zusammengefasst. Rückmeldungen habe ich trotz langsam ansteigender Besucherzahlen immer noch nicht bekommen. Eigentlich finde ich das schade.

      Um wieder zurück zum Thema zu kommen: Vielen Dank für deinen Blogeintrag, er hat mich wieder angespornt einfach weiter zu bloggen über alles was mir in den Kopf kommt. Ob kurz, ob lang, ob absoluter Nerd-Stuff oder einfach nur wie ich mein Mittagessen heute zubereitet habe – es macht ja alles trotzdem Spass!

      Grüße und frohes weiterbloggen,
      musicmatze

  3. Nun ja, es dauert alles seine Zeit (wie das Freischalten deiner Kommentare, sorry!), User kommen nicht einfach so auf einen Blog. Man könnte natürlich Fernsehwerbung schalten, aber wer macht schon sowas?
    Das mit den Followern auf Twitter hat auch seine Zeit gedauert, Zeit ist hier der Schlüssel. Von jetzt auf gleich passiert nur selten etwas, ich denke da sind wir uns einig. So entwickelte sich auch die Vielfältigkeit meines Blogs, deiner ist zu breit gefächert? – es ist egal! Kategorisiere und dann kann jeder den Themenbereich abonnieren der ihn interessiert.
    Ich ging und gehe da auch immer noch recht entspannt an. Es geht niemand ein Vertragsverhältnis ein wenn er meinen Blog abonniert, insofern schulde ich niemandem etwas. So sollte das jeder Blogger sehen, der nicht auf Werbeeinnahmen und/oder Bezahlabonnenten angewiesen ist.

    Wir tun das alles freiwillig, ich denke das werden unsere Leser auch wissen. Von daher einfach entspannt weiterschreiben und vielleicht die ersten Wochen nicht unbedingt auf die Besucherzahlen achten, nicht das einem da der Spaß bei flöten geht.

    • musicmatze says:

      Vielleicht muss ich dazu sagen, dass „die ersten Wochen“ bei mir auch schon rum sind. Aber ja, ich stimme dir zu – Geld verdienen mit einem „Blog“ im eigentlichen Sinne geht gar nicht, finde ich. Weil in dem Moment, in dem man seinen „Blog“ verkommerzialisiert, ist es kein Blog mehr, sondern eine Werbeplattform. Das hat dann nichts mehr mit Bloggen zu tun, viel mehr mit möglichst elegant formulierte Werbung verbreiten!
      Vielen Dank für deine Antwort und deine Ermutigungen!

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