„Hinten bin ich trocken“

Social Media ist ein Fluch und ein Segen, es ist ein Vergnügen und ein Zeitfresser. Es schafft Probleme und doch wird es geliebt, es macht uns Spaß und doch wird es gehasst. Für mich bedeutet es vor allem das Kennenlernen neuer Menschen, lieber Bekannte und auch neuer Freunde. Hinter jedem Satz, jedem Bild steht ein Mensch, der eben diesen Mehrwert für die Allgemeinheit geschaffen hat.

Meist finden sich auf Twitter, Facebook oder Google+, sehr schnell Gruppen mit ähnlichen Interessen. So etwas passiert zwangsläufig, wer liest schon Dinge die einen nicht interessieren? Manche lernen sich über ihre Blogs kennen, sehen Gemeinsamkeiten und finden auch auf den anderen Plattformen zueinander. Es gibt die verschiedensten Möglichkeiten. Am vergangenen Freitag fand sich eine kleine Gruppe Fans des FC St.Pauli zusammen. Eine Gruppe, in die, wohl nicht nur ich, eingesogen, aufgenommen wurde. Ich kenne diese Menschen vorrangig durch Social Media-Platformen, nicht wie man meinen möchte durch den magischen FC, bzw. Stadionbesuche.

Warum fand man sich aber zusammen, warum in der Sommerpause, sofern man an dieser Stelle von „Sommer“ sprechen mag, warum in kleiner Gruppe? Ein Arbeitskreis, der Versuch die neue Haupttribüne zu demontieren? Mitnichten meine lieben Leser. Wir fanden uns zusammen um in gemütlicher, überschaubarer Runde einen runden Geburtstag zu feiern, jede andere hätte wohl mit Biertischgarnitur, kaltem Buffet, einem Alleinunterhalter in einem Vereinshaus gesessen und sich auf Gesellschaftstanz als Fresskomaerlösung gefreut, nicht so diese junge Dame. Einweggrills, Würstchen, warmes Bier und Menschen, die ihr mehr Wert sind als ein paar Spiele, die traditioneller weise oft auf Familienfesten, zur Belustigung der Anwesenden, aus einem verstaubten Hut gezogen werden.

Bei bestem Geburtstagswetter am Elbstrand in der schönsten Hansestadt der Republik den Sand um zu pflügen, was kann man sich an seinem Ehrentag mehr wünschen? Familie, Kinder, Enkelkinder, alte und noch recht frische Bekannte und Freunde….an diesem Tag verband uns die Zuneigung zu einer tollen Frau, nicht der Fußball, nicht die Politik und nicht die Liebe zum Astra (den einen „Beck´s – Spalter vergessen wir mal…tz).

Wir grillten, lachten und freuten uns alle mit der „Königin des Tages“. Bis…ja, bis es über uns hereinbrach. Kurzes Blitzen, ein Donnergrollen und schon fing er an, der Feind eines jeden Strandbesuchers, der Platzregen. In etwa 10 Minuten machte er aus einem gut gefüllten Areal ein verweistes Fleckchen Sand mitten in Hamburg. Alle flüchteten….alle….nein, eine kleine Gruppe unermütlicher, weiter feiernder Geburtstagsgäste schnappte sich Decken und verbarg sich unter ihnen. Sie brachten nicht viel, aber das Gefühl enger zusammen zu rücken hebte schneller die Laune als es jedes kühle Bier hätte tun können. Nasse Leiber, durchnässte Schuhe…und ein fast leerer Strand. Das Kreischen anderer Strandbesucher war verhallt, unser Lachen, unsere gute Laune wurde, so schien es, gerade erst richtig zum Leben erweckt. Ein bunter Haufen aus jung, alt und älter (höhö) trocknete einige Kleidungsstücke über dem letzten, noch funktionstüchtigen Einweggrill, trank weiterhin munter Bier und benahm sich…nun ja, sagen wir mal….wir alberten rum wie Teenager.

Wir sind vieles gewesen, aber anständig, vornehm und zurückhaltend würde ich uns in der Situation nicht nennen. Vorbeilaufenden Joggern riefen wir ein fröhliches „SPITZENSPORTLER, SPITZENSPORTLER….HEY, HEY!“ hinterher. Ich fühlte mich richtig befreit, in diesen Minuten hätte ich auch noch einen Gesellschaftstanz hingelegt. Unser „Elbstrand Caesar“ hätte nur befehlen müssen…wir währen gefolgt. Zu unserer Verteidigung könnte ich jetzt schreiben, wir waren betrunken….sind wir nicht gewesen. Während wir so vor uns hin trockneten, gackerten und Sätze fielen wie: „Oh, da wird’s schön warm im Schritt!“ und „Ein Nippel…gnihihi!“ braute sich erneut ein wenig Regen zusammen. Die Jugend von heute lief, einem Horrorfilm gleich, kreischend über den Strand, wir kreischten artig mit, Außenseiter will man ja auch nicht sein und so kam der 2. Schauer, ein sehr kleiner und wir skandierten, dem Himmel zugewand „JA WAT DENN, JA WAT DENN, JA WAT DENN WAT DENN WAT DENN?“

„Ohne Social Media wären wir alle jetzt nicht nass“, wurde zurecht bemerkt.

Als dann aber festgestellt wurde „Hinten bin ich trocken!“, war alles vorbei…dachte ich, doch ein weibliches Mitglied (liest sich sicher komisch…höhö) der Gruppe bereitete sich, der klammen Kleidung geschuldet, für ihre Rolle als Exibitionistin vor. Auch nach vermehrter Aufforderung, wir bekamen nichts zu sehen. Als auch der Kinderausweisinhaber langsam trocken wurde, machten wir uns auf den Weg einen Absacker zu trinken. Ein Mann mit Rolator, ein Mann mit Hackenporsche, ein Glatzenpunker und eine Exibitionistin, eine durchweg, ich möchte an dieser Stelle natürlich die anderen nicht vergessen, gemischte Truppe die sich auf den Weg zur Reeperbahn machte. Eine kleine Poledanceeinlage des dicken Mannes und schon waren wir fast auf dem Kiez.

Meine Damen und Herren, sie werden es nicht glauben, aber die Leute schauten sich nach dieser Truppe um, nicht weil wir besonders laut gewesen sind, nicht weil wir mit Pyro auf uns aufmerksam machten, einfach weil wir WIR gewesen sind. Keine Meinungspolizei dabei, keine ernste Problematik, einfach nur WIR!

Eine kleine Eckkneipe, 2 Tische, entspannte und gute Gespräche, es wurde ein schöner ruhiger Abschluss eines tollen, sicher nicht in Vergessenheit geratenen Abends. Das „Bochum“ von Grönemeyer noch aus den Boxen knallte war ein würdiger Abschluss eines tollen Abends in einer Eckkneipe in Hamburg, der schönsten Hansestadt überhaupt!

Wir wahren beseelt, glücklich, die Kehlen feucht, aber hinten warn wir alle trocken!

Ein würdiger Tag für dich, du liebste Pauliane!

Bilder dieses Geburtstages findet ihr hier und hier!

Ich habe noch ein Lied gefunden, es passt so wunderbar zu diesem Abend:

4 Responses to „Hinten bin ich trocken“

  1. Markus says:

    Sehr schöner Bericht, der die Magie des Abends und die Erlebnisse der „gemischte Truppe“ wieder gibt.

    • Danke, ich hoffe ich habe nicht zuviel vergessen….was ein Spaß! Davon wird man sich noch lange erzählen, da bin ich mir sicher.

  2. pauliane says:

    da sitz ich hier und heule weils genauso war, so warm, so nass, so lustig, so laut, so entspannt, so voller leben.
    ein wunderbarer tag, ich glaube, der schönste geburtstag der je gefeiert wurde.
    MEINER.
    danke, für dieses in worte fassen, was ich genauso empfunden habe